ArtNews 05

Liebe Freundinnen und Freunde der Kunst,

anlässlich meiner Ausstellungsbeteiligung in Venedig, über die ich in meiner letzten ArtNews 04 berichtet habe, konnte ich ein Gespräch mit dem Kurator der Ausstellung Luca Curci führen. Luca ist nicht nur Kunstvermittler, sondern außerdem ein sehr erfolgreicher Architekt (https://lucacurci.com/about), der mit seinen visionären Entwürfen für die „Stadt der Zukunft“ gerade sehr viel Zuspruch erhält. Mehr dazu: https://www.ubm-development.com/magazin/die-smarte-vision-des-luca-curci/

Ebby Hauser Comfort zone 2 (2021)
Comfort zone 2 (2021)

Luca Curci talks with Ebby Hauser during the Exhibition CONSCIOUSNESS at Palazzo Albrizzi-Capello, Venice, Italy

Ebby Hauser’s work has already been shown in numerous exhibitions at major venues in Germany and Europe. He lives on a mountain pasture in the Allgäu Alps and in Augsburg. He is a Board member of BBK, the Professional Association of Visual Artists, initiated the ‘Zeitsicht Art Award’ (www.zeitsicht.info) and is known for various other curatorial activities.

Luca Curci – According to you, what makes a good photo? Which details do you focus on?
Ebby Hauser – A good photo attracts attention and connects creatively with the emotional and mental world of the viewer. The image detail, foreground and background as well as the colour design play a major role here. In portraits, it can be the eyes that receive special focus or the texture of the skin or special, often little-noticed details such as the neck or the hairline.

Ebby Hauser Comfort zone 5 (2022)
Comfort zone 5 (2022)

LC – When you take photos, are you usually inspired by the situation or do you find inspiration in yourself?
EH – It’s a genuine co-creation: a certain situation gives rise to an image that continues to develop in my mind’s eye. Sometimes I take a quick photo that makes me think and reflect later when I look at it. Further photos then develop from this, in which I try out variations. Little by little, my visual language sharpens and with it the potential effect that the image can have on the viewer.

Ebby Hauser Vanitas I (2022)
Vanitas I (2022)

LC – Where do you find your inspiration?
EH – Most likely when I’m travelling by myself and I succeed to have an intuitive understanding of the world around me. In the spirit of the German sociologist and philosopher Hartmut Rosa, who described this as a state of resonance: I resonate with my surroundings, allow this resonance to change my perspective and thus gain an expanded view of the reality around me. The best photos are often taken in this state.

LC – Your last artistic production attracted us, has the artwork presented been created for the exhibition or as a part of preexisting works?
EH – All three photographs are part of a series entitled Comfort Zones – but they were arranged especially for this exhibition. Every picture shows a view from the inside to the outside, from a safe place to a vastness that is not easy to assess – but which nevertheless exudes a fascination and a longing. I have tried to visualise the fragile moment between the need for security and the desire for adventure. 

LC – Do you agree with our vision of art and what do you think about the theme of the exhibition? 
EH – It is a great place to offer a particularly art-loving audience with very different perspectives on the current state of our world. The exhibition title „Consciousness“ summed it up very well.

LC – What do you think about the organization of our event?
EH – It’s my first cooperation with your team and it was a very reliable and professional way of working together. The specialists at Palazzo Albrizzi-Capello were extremely helpful and courteous. And I was amazed at how professional the logistics were. Very few artists, like me, have been able to bring their work to Venice in person.

Luca Curci im Gespräch mit Ebby Hauser während der Ausstellung CONSCIOUSNESS im Palazzo Albrizzi-Capello, Venedig, Italien

Die Arbeiten von Ebby Hauser wurden bereits in zahlreichen Ausstellungen an wichtigen Orten in Deutschland und Europa gezeigt. Er lebt auf einer Alm in den Allgäuer Alpen und in Augsburg. Er ist Vorstandsmitglied im BBK, dem Berufsverband Bildender Künstler, Initiator des „Zeitsicht Art Award“ (www.zeitsicht.info) und bekannt für diverse andere kuratorische Tätigkeiten.

Luca Curci – Was macht Ihrer Meinung nach ein gutes Foto aus? Auf welche Details achten Sie?
Ebby Hauser – Ein gutes Foto erzeugt Aufmerksamkeit und verbindet sich kreativ mit der Gefühls- und Gedankenwelt des Betrachters. Der Bildausschnitt, Vorder- und Hintergrund sowie die Farbgestaltung spielen dabei eine große Rolle. Bei Porträts können es die Augen sein, die besonders im Fokus stehen, oder die Textur der Haut – oder besondere, oft wenig beachtete Details wie der Hals oder der Haaransatz.

LC – Lassen Sie sich beim Fotografieren in der Regel von der Situation inspirieren oder finden Sie die Inspiration in sich selbst?
EH – Es ist eine echte Co-Kreation: Eine bestimmte Situation führt zu einem Bild, das sich vor meinem geistigen Auge weiterentwickelt. Manchmal mache ich ein schnelles Foto, das mich zum Nachdenken anregt, wenn ich es später betrachte. Daraus entwickeln sich dann weitere Fotos, bei denen ich Variationen ausprobiere. Nach und nach schärft sich meine Bildsprache und damit auch die mögliche Wirkung, die das Bild auf den Betrachter haben kann.

LC – Gibt es ein unrealisiertes oder nicht realisierbares Projekt, sogar ein verrücktes, an dem Sie gerne arbeiten würden?
EH – Ja, ich würde gerne eine Fotoserie über soziale Stereotypen entwickeln, die zeigt, wie oft Menschen vorschnelle Urteile fällen – aber das ist eine künstlerische Herausforderung. Bevor ich mich beruflich auf die Fotografie konzentrierte, stieß ich als akademischer Psychologe bei der Arbeit mit Klienten oft an eine Wand, wenn ihre Vorurteile und Bewertungen ihre Sicht auf eine Situation oder eine Entscheidung einschränkten. Die bildenden Künste öffnen da andere und oft überraschende Türen. Aber – wie ich schon sagte – es ist eine Herausforderung, dies zu realisieren.

LC – Welches sind die drei Hashtags, die Ihre Poetik definieren?
EH – #authentisch, #emotional, #überraschend

LC – Woher nehmen Sie Ihre Inspiration?
EH – Am ehesten, wenn ich alleine unterwegs bin und es mir gelingt, die Welt um mich herum intuitiv zu verstehen. In Anlehnung an den deutschen Soziologen und Philosophen Hartmut Rosa, der dies als einen Zustand der Resonanz beschrieben hat: Ich gehe in Resonanz mit meiner Umgebung, lasse zu, dass diese Resonanz meine Perspektive verändert und gewinne so einen erweiterten Blick auf die Realität um mich herum. Die besten Fotos entstehen oft in diesem Zustand.

LC – Ihre letzte künstlerische Produktion hat uns sehr gefallen. Wurden die gezeigten Werke für die Ausstellung oder als Teil bereits bestehender Arbeiten geschaffen?
EH – Alle drei Fotografien sind Teil einer Serie mit dem Titel Comfort Zones – aber sie wurden speziell für diese Ausstellung arrangiert. Jedes Bild zeigt einen Blick von innen nach außen, von einem sicheren Ort in eine Weite, die nicht leicht einzuschätzen ist – die aber dennoch eine Faszination und eine Sehnsucht ausstrahlt. Ich habe versucht, den fragilen Moment zwischen dem Bedürfnis nach Sicherheit und der Sehnsucht nach Abenteuer zu visualisieren.

LC – Stimmen Sie mit unserer Vision von Kunst überein und was denken Sie über das Thema der Ausstellung?
EH – Es ist ein großartiger Ort, um einem besonders kunstinteressierten Publikum sehr unterschiedliche Perspektiven auf den aktuellen Zustand unserer Welt zu bieten. Der Ausstellungstitel „Consciousness“ fasst es sehr gut zusammen.

LC – Was halten Sie von der Organisation unserer Veranstaltung?
EH – Es ist meine erste Zusammenarbeit mit Ihrem Team und es war eine sehr zuverlässige und professionelle Zusammenarbeit. Die Expertinnen im Palazzo Albrizzi-Capello waren äußerst hilfsbereit und zuvorkommend. Und ich war erstaunt, wie professionell die Logistik war. Nur sehr wenige Künstler konnten wie ich ihre Werke persönlich nach Venedig bringen.